Bachelor / Master Zebi 2021

Wirtschaftsinformatik-Student sammelt alte Laptops

Für die einen Elektroschrott – für andere ein Neuanfang: Mit seinem Projekt «Wir lernen weiter» hat Wirtschaftsinformatik-Student Tobias Schär schon über 300 Laptops an Bedürftige verteilt. Sein Lohn ist das Glücksgefühl, wenn er Menschen eine Freude macht.

«Niemand darf aus der digitalen Gesellschaft ausgeschlossen werden», sagt Wirtschaftsinformatik-Student Tobias Schär. Um dies erreichen, hat der 26-Jährige «Wir lernen weiter» gegründet: Mit dem Projekt sammelt er gebrauchte Laptops, setzt diese neu auf und verteilt sie gratis an Menschen, die diese Hilfe brauchen. So wird nicht nur vielen geholfen, die selbst keine finanziellen Mittel für solche Ausrüstung haben, sondern auch etwas für die Umwelt getan.

Eine Online-Bier-Idee

Seine Idee entstand während des Lockdowns: Bei einem Online-Bier mit Freunden Ende März fragte sich Schär, was Menschen im Lockdown tun, wenn sie sich nicht wie er digital vernetzen können. Oder wie Schulkinder lernen, wenn sie zuhause keine IT-Infrastruktur haben. «Ohne die nötige technische Ausstattung ist digitales Lernen kaum möglich», sagt der Merenschwander.

Tobias Schär wollte helfen und konzipierte noch am selben Abend die Webseite «Wir lernen weiter». Er teilte seine Idee auf Social Media, und bald schon trudelten die ersten Geräte von Familie und Freunden ein.

Auch die Anfragen liessen nicht lange auf sich warten. Familien – allen voran alleinerziehende Mütter, Jugendliche auf Lehrstellensuche oder Menschen im Integrationsprozess meldeten sich bei ihm. Bereits nach wenigen Tagen konnte er etliche Geräte vermitteln.

Wie weiss er, dass die Hilfe am richtigen Ort ankommt? «Über das Antragsformular erfahre ich, warum die Menschen Hilfe benötigen.». Manchmal telefoniere er auch mit den Leuten, und ein Grossteil hole den Laptop persönlich ab. «Wenn 80 Prozent der Laptops zu Menschen kommen, welche die Hilfe zu Recht in Anspruch nehmen, bin ich zufrieden», sagt Schär. Die Beschenkten verpflichten sich, das Gerät nicht weiterzuverkaufen.

Fast ein ganzes Fussballfeld voll Laptops verschenkt

Am schwierigsten sei es, Anfrage und Angebot aufeinander abzustimmen: «Die Spendeneingänge sind schwer einzuplanen. Ideal ist es, wenn eine Firma gleich mehrere Geräte des gleichen Typs spendet, so ist der Aufwand geringer, als wenn ich unterschiedliche Geräte aufsetzen muss.»

«Es ist unsere Verantwortung, Menschen zu helfen, die in einer weniger guten Lage sind.»

Schär reinigt die Geräte jeweils datentechnisch und oberflächlich und rüstet sie je nach Lizenz mit Windows 10 oder Zorin OS 15 aus. Ausserdem installierte er Programme wie LibreOffice, Skype oder Zoom und schreibt eine Gebrauchsanleitung. Pro Stunde schafft er so rund zwölf Laptops. Über 300 Geräte oder «fast ein ganzes Fussballfeld voll Laptops» konnte er seit dem 1. April verteilen.

Mit seinem Start-up die Schweiz verbessern

Das Projekt finanziert sich momentan einzig durch Schärs Leidenschaft und Zeit: Rund 400 Stunden hat er bereits ehrenamtlich hineingesteckt. «Ich weiss, das ist komplett altruistisch, doch das ist mir egal. Viele von uns sind privilegiert und vergessen, was sie alles haben. Es ist unsere Verantwortung, Menschen zu helfen, die in einer weniger guten Lage sind», erklärt Schär seine Motivation.

«Das Projekt gibt mir sehr viel mehr an schönen Momenten zurück, als ich es mir je hätte träumen können.»

Anstatt die Zeit mit YouTube, Games und Netflix totzuschlagen, mache er nun etwas Sinnvolles: «Das Projekt gibt mir sehr viel mehr an schönen Momenten zurück, als ich es mir je hätte träumen können.» Ausserdem habe er viel dazugelernt – sei dies in rechtlichen Fragen oder über Herausforderungen der Schweizer Bildungslandschaft. Mit seinem Projekt möchte er «die Schweiz verbessern».

Traumjob gefunden – jetzt fehlt noch der Lohn

Sein Engagement wird belohnt: Mittlerweile sind Spenden in der Höhe von rund 3’000 Franken zusammengekommen. So hat etwa Helvetia Patria Jeunesse ebenfalls einen Geldbetrag und mehrere Geräte beigesteuert. Mit der Caritas Aargau ist Schär eine Partnerschaft eingegangen. Diese vermittelt ihm Hilfsbedürftige und bezahlt 70 Franken Unkostenbeitrag pro Gerät. Das deckt die Ausgaben aber nicht.

Längerfristig würde sich Schär gerne eine kleine Aufwandsentschädigung bezahlen, um das Projekt auch weiterhin in seiner Freizeit betreiben zu können. Auch träumt er davon, vielleicht einmal Hubs in Zürich oder Bern zu eröffnen. «Das wäre mein Traum!»

Bis dahin sieht er viele Fragen, lässt sich aber nicht abschrecken. Denn: «Wer in Angst lebt, lebt gar nicht», sagt Tobias Schär. Nun sucht er weitere Spenderinnen und Partner. «Als Non-Profit-Verein ist es schwierig, Partner zu binden, da keine finanziellen Absichten hinter den Tätigkeiten stehen. Im Hinblick auf Corporate Social Responsibility könnten aber auch für Unternehmen spannende Ansätze entstehen.»

Weiterkommen dank Coaching der Hochschule

Unterstützt wird Schär auch durch Smart-up, das Förderprogramm für Start-ups der Hochschule Luzern. «Smart-up hilft mir beim Marketing sowie durch das Netzwerk des Teams, welches mich durch fachliche Inputs und die bisher grösste Spende von 75 Geräten unterstützt hat.» Aktuell ist ein Crowdfunding für sein Projekt in Planung.

Auch die Inhalte des Wirtschaftsinformatik-Studiums haben Schär geholfen: «Im Studium habe ich gelernt, dass ich den administrativen Aufwand klein halten muss, damit ich mich auf das Wesentliche konzentrieren kann. Und dass eine kontinuierliche Verbesserung wichtig ist und ich Bestehendes immer wieder kritisch hinterfragen sollte.»

Hilfsbereiter Wirtschaftsinformatik-Student: Tobias Schär wohnt in Merenschwand und studiert berufsbegleitend  neben einem 70-Prozent-Pensum als Unternehmensberater in einem Software-Unternehmen. In seiner Freizeit ist er in einer lokalen Feuerwehr tätig und fährt ein gebrauchtes Motorrad.«Mein einziger Luxus! Geld alleine macht nicht glücklich», sagt er.

Autorin Yasmin Billeter

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