Berufslehre

Mediamatiker/in im Porträt

Tanja Neckermann schliesst nächsten Sommer ihre Ausbildung zur Mediamatikerin EFZ ab. Dass sie einmal einen technischen Beruf ausüben wird, hätte sie nie gedacht. Aber sie war offen für Neues und hat jetzt ihren Traumberuf gefunden.

Text: Daniela Imsand / Bild: Christoph Arnet
Erschienen im Upgrade 2019, 02.11.2019

«Wenn dir ein Beruf gefällt, dann mache ihn. Es geht nämlich einzig und allein um deine Zukunft!», sagt Tanja Neckermann klar. Das würde sie Jugendlichen in der Berufswahl raten. Es mag nach einer Floskel klingen, aber Tanja sagt das aus tiefster Überzeugung. Und man glaubt der 19-jährigen Schwyzerin. Auf ihrem Berufsweg hat sie nämlich genau das umgesetzt: Bei der Opacc in Rothenburg lässt sie sich zur Mediamatikerin EFZ ausbilden – und ist dort von den sieben Lernenden die einzige Frau.

Förderprogramme für Mädchen

Genau damit ist Tanja aber nicht alleine. Noch immer entscheiden sich Frauen in der Schweiz selten für eine Ausbildung in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (kurz: MINT). «Es sind gerade mal 5 bis 10 Prozent», weiss Roger Erni, Geschäftsführer der ICT Berufsbildung Zentralschweiz. Tanja sieht die Herausforderung hauptsächlich bei der Bekanntheit der Berufe: «Die meisten Leute können sich nicht vorstellen, was ich mache.» Sie umschreibe ihre Arbeit meist als einen Mix aus Grafikerin, Informatikerin und KV-Angestellte. Es brauche noch viel Aufklärungsarbeit und im Besonderen die Möglichkeit, die Berufe auszuprobieren. «Ob an der Zebi oder bei einer Schnupperlehre spielt keine Rolle. Ich habe mich auch erst für Mediamatikerin begeistern können, als ich selber erfahren habe, wie vielseitig der Beruf ist», erklärt sie. So gibt es inzwischen zahlreiche MINT-Förderprogramme in Form von Workshops, Seminaren oder Lagern, doch die Ergebnisse lassen noch zu wünschen übrig. «Es ist ein Kampf gegen Windmühlen», sagt Roger Erni. Immerhin sehen die Zahlen beim Beruf Mediamatiker/in erfreulicher aus. «Dort haben wir einen Frauenanteil von ungefähr 30 Prozent», weiss Erni. Er führt das auf die kreativen Elemente des Berufs zurück, für die sich Frauen vermutlich schneller begeistern lassen.

Vom Desinteresse zur Begeisterung

Dass es einmal ein technischer Beruf werden würde, war für Tanja alles andere als klar. Sie habe immer Lehrerin werden wollen. «Aber eigentlich hatte ich unzählige Interessen», gesteht sie. Deshalb landete sie schliesslich beim Berufsberater. «Er hat mir den Beruf Mediamatikerin empfohlen. Ich fand das zuerst total doof und langweilig», erinnert sie sich und lacht herzhaft. Denn heute könnte sich Tanja keinen anderen Beruf mehr vorstellen. Wenn sie von ihrem Alltag erzählt, dann strahlen ihre Augen.

Geschlecht spielt keine Rolle

Auch wenn sie sich für einen noch eher frauenuntypischen Beruf entschieden hat, hatte sie nie Schwierigkeiten damit. «Ich wusste, dass ich den Entscheid nur für mich treffen musste. Zudem haben mich meine Eltern sehr unterstützt, das zu tun, was ich will.» Hauptsächlich mit Männern zusammenzuarbeiten, macht für Tanja keinen Unterschied: «Ist doch egal. Man kann ja auch mit Männern gut auskommen.» Und dass dem so ist, merkt man auf dem Rundgang durch das neue Opacc-Gebäude: Man(n) kennt und schätzt die junge und aufgestellte Mediamatikerin. «Es ist alles sehr familiär hier», erklärt Tanja. «Das Geschlecht ist überhaupt kein Thema. Es geht hier immer nur ums Ergebnis.» Das entspricht Tanjas Gusto. Sie bringt sich gerne ein und übernimmt Verantwortung: «Jetzt darf ich sogar selber einen Event organisieren», freut sie sich. Und noch etwas anderes freut die junge Schwyzerin: Nächstes Jahr beginnen gleich zwei Frauen die Ausbildung zur Mediamatikerin EFZ.

Alle Wege offen

Tanja ist froh, dass sie sich für den Beruf entschieden hat, der ihr am besten gefiel: «Ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit und kann mich entfalten.» Sie hat gemerkt, dass sie gerne mit Menschen zusammenarbeitet und Stärken in der Kommunikation hat. Darauf möchte sie nach dem Abschluss ihrer Lehre im Juli 2020 aufbauen. Wenn Tanja über ihre Zukunft spricht, spürt man sofort, dass sie tausend Ideen im Kopf hat. Ob nun Grafik, Informatik oder KV: «Mir stehen alle Türen offen», weiss Tanja zu schätzen. Und weil sie zusätzlich die Berufsmaturität absolviert, ist auch das Studium ein Thema. «Meine Pläne wechseln von Woche zu Woche», gesteht sie. Was ist jetzt gerade aktuell? «Lehrerin an der Berufsschule. Aber natürlich nur Teilzeit. Sonst könnte ich ja nicht mehr als Mediamatikerin arbeiten.» Lehrerin – vielleicht war die erste Vorstellung gar nicht so verfehlt. Aber Tanja macht sowieso das, woran sie am meisten Freude hat!

Mediamatiker/in – ein Beruf mit Zukunft

Im Zeitalter von Social Media und der Digitalisierung sind Expertinnen und Experten gefragt, die sowohl über Informatik- als auch über Design- und Kommunikationswissen verfügen. Mediamatiker/innen sind Profis, wenn es um das Produzieren und Verwenden von Multimedia geht. 

der Beruf kurz vorgestellt

 

ICT-Berufe im Überblick

ICT ist die englische Abkürzung für «Information and Communication Technology» und steht für Informations- und Kommunikationstechnologie. Das eidgenössische Fähigkeitszeugnis (EFZ) kann in folgenden Ausbildungen erworben werden:

  • Informatiker/in mit Fachrchtung: Applikationsentwicklung / Betriebsinformatik/ Systemtechnik
  • Mediamatiker/in
  • ICT-Fachfrau/-mann

Informationen zu einer ICT-Lehre