Diplom HF

Als diplomierte Pflegefachfrau quer eingestiegen

Sie will es noch einmal ganz genau wissen: Regi Hochuli hat mit über 50 Jahren als Quereinsteigerin kürzlich die Ausbildung zur diplomierten Pflegefachfrau HF (Höhere Fachschule) aufgenommen – ihre jüngste Mitstudentin ist gerade mal 19.

Text: Petra Meyer / Bild: Christoph Arnet
Erschienen im Upgrade 2019, 02.11.2019

Regi Hochuli steht mitten im Leben und hat schon vieles erlebt und erreicht. Nach Aus- und Weiterbildungen sowie langjähriger Berufstätigkeit in diversen Branchen und Positionen hat sie dennoch beschlossen, ihr Berufsleben noch einmal neu auszurichten. Den Gesundheitsbereich hat sie unter anderem gewählt, weil sie sich ab 50 zunehmend mit dem eigenen Älterwerden und damit zusammenhängend mit Gesundheitsthemen auseinanderzusetzen begann. Ausserdem hatte sie mit ihren bald 90-jährigen Eltern umständehalber einen Einblick in die Pflege erhalten. In diversen Praktika und Schnuppertagen in Langzeitpflege-Institutionen stellte sie zudem fest, dass sie gern mit hochbetagten, hilfsbedürftigen Menschen arbeitet. Um ihrem erwachten Interesse aber auch ein entsprechendes fachliches Fundament zu geben, hat sie nun als Quereinsteigerin die dreijährige Ausbildung zur diplomierten Pflegefachfrau HF am Bildungszentrum XUND aufgenommen.

Voneinander lernen über Generationen hinweg

«Zu Beginn war ich schon etwas unsicher, ob ich das Studium schaffe», räumt Regi Hochuli ein. Doch inzwischen habe sie die überaus positive Erfahrung gemacht, dass sie immer noch gut lernen könne – es sei einfach ganz anders. Und genau dieses «andere», erfahrungsbasierte und irgendwie mit dem Leben «verknüpfte» Lernen sowie ihre grosse Berufs- und Lebenserfahrung bereichern nun auch den Klassenverband. Andres Gähwiler, Lehrperson Pflege HF, freut sich jedenfalls, Quereinsteigerinnen wie Regi Hochuli in der Klasse zu haben: «Sie ist eine Wissensquelle weit über die Studieninhalte hinaus, das ist ein grosser Benefit für uns alle.» Aber auch Regi Hochuli profitiert, zum Beispiel von den vielfältigen Berufserfahrungen anderer Quereinsteigerinnen und einfach vom guten Gefühl, in dieser fortgeschrittenen Lebensphase nochmals so ein Studium zu schaffen, was für jüngere Studierende vielleicht etwas selbstverständlicher ist.

«ES BRAUCHT NATÜRLICH ETWAS MUT, DIESEN WEG EINZUSCHLAGEN UND MIT ÜBER 50 NOCH EINMAL NEUE UFER ZU ERKUNDEN.»
Regi Hochueli


Praxis und Studium im idealen Verhältnis

Die Ausbildung an der Höheren Fachschule Pflege am Bildungszentrum XUND ist so aufgebaut, dass sich Unterrichts- und Praxisblöcke à ca. drei Monate abwechseln. So ist gewährleistet, dass das in der Schule erlangte Wissen auch im Pflegealltag eingesetzt und vertieft werden kann. Auch sogenannte Praxistrainings im 2-Wochen-Rhythmus dienen dazu, sich Praxiskompetenzen anzueignen. Ebenso alle zwei Wochen treffen sich diejenigen Studierenden, die im gleichen Arbeitsfeld tätig sind, zum Beispiel in Alters- und Pflege-Institutionen. Dazu gehört auch Regi Hochuli: Sie arbeitet in der Langzeitpflege bei der Fläckematte AG für Bewohnerinnen und Bewohner. Vor allem der tägliche Kontakt mit den Bewohnerinnen und Bewohnern gefällt ihr besonders gut: «Da man in der Langzeitpflege meist längere Zeit mit den Menschen zusammenarbeitet, stellen sich auch liebgewordene Vertrautheiten ein – oft auch mit Angehörigen, die einen mit viel Dankbarkeit im Pflegealltag begleiten und sehr wertvoll sind für die eigene Zufriedenheit im Alltag.»

Den Mut haben, etwas Neues anzugehen

Regi Hochuli bereut keine Sekunde, dass sie es gewagt hat, ihr «altes» Berufsleben und ihre persönliche Komfortzone zu verlassen. Sie ist überzeugt, dass es sich lohnt, auch mit 40 oder 50 darüber nachzudenken, ob nicht vielleicht dem Berufsleben ein anderer, tieferer Sinn gegeben werden könnte: «Es kann einen so inspirieren, sich mit den eigenen Gesundheits- und  Altersthemen zu befassen und gleichzeitig in einem neuen – und auch krisensicheren! – Berufsumfeld mit hilfsbedürftigen Menschen unterwegs zu sein.» Es brauche natürlich etwas Mut, diesen Weg einzuschlagen und mit über 50 noch einmal neue Ufer zu erkunden, findet die passionierte Seglerin. Sie würde sich jedenfalls sehr freuen, wenn sich mehr auch schon in anderen Berufen erfahrene Menschen entschliessen, die Ausbildung und die sinngebende Praxis im Pflegeberuf und Gesundheitsbereich anzugehen: «Man schafft das!»

Mein Weg

Diplomierte Pflegefachfrau HF

Pflegehelferin SRK

Weiterbildung zur Mediatorin

Weiterbildungen im Administrativbereich

Handarbeitslehrerin

Damenschneiderin EFZ mit Berufsmatura

 

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